FABRIK REANIMIERT
Mit dem Projekt „Fabrik reanimiert!“ soll das Areal der ehemaligen Anker-Teigwarenfabrik direkt neben dem Haus Schminke wieder mit Leben gefüllt und zu einem neuen Wohlfühlort in der Stadt werden. Das Projekt wird von der Stiftung Haus Schminke getragen, von der Stadt Löbau unterstützt und über die Förderrichtline Bürgerbeteiligung durch das Sächsische Staatsministerium der Justiz und für Demokratie, Europa und Gleichstellung mitfinanziert.
Das Vorhaben läuft bis Ende 2024 und lädt alle Löbauerinnen und Löbauer zum Mitmachen ein!
PROJEKTINHALTE
UND ZIELE
Lernt das Areal neu kennen! Auf dem Fabrikhof finden insgesamt vier Spotlight-Veranstaltungen statt. Los geht es im Dezember 2023 mit “Weihnachten an der Nudelei”. Alle Termine findet ihr hier.
Verwirklicht eure Ideen in der Fabrik! Ob Pop-Up-Store, Tanzsaal oder Schauwerkstatt - Hauptsache viele Löbauerinnen und Löbauer können ausprobieren „wie es wäre, wenn…“. Ab Januar 2024 könnt ihr euch bewerben und einen Teil des Areals temporär bespielen. Alle Infos dazu findet ihr hier.
Bringt euch ein! Im Herbst 2024 findet eine Planungswerkstatt für die langfristige Wiederbelebung des Fabrikareals statt. Dabei sind eure Ideen und Meinungen gefragt! Was fehlt euch in Löbau und welche Potentiale seht ihr in der Nudelei? Die Ergebnisse dienen der Stadt als wichtige Entscheidungsgrundlage und fließen in ein neues Nutzungskonzept ein.
Spotlight #4 Erinnerungen
an die Nudelei
18.08.2024
14-17Uhr
Eintritt frei | Äußere Bautzner Straße/Ecke Kirschallee
→ Kaffee & Kuchen in der Nudelei
→ Ausstellung zum Produktionsalltag zu VEB-Zeiten
→ Filmvorführungen zur Löbauer Industriegeschichte
→ Hüpfburg & Knüppelkuchen auf dem Fabrikhof
Mit der vierten Spotlight-Veranstaltung sollen vor allem die Löbauerinnen und Löbauer zu Wort kommen, die einst täglich in der Nudelei gearbeitet haben. Wie kommt eigentlich das Loch in die Makkaroni, was sind die Zutaten für den besten Nudelteig und warum ist es in einer Nudelfabrik immer heiß?
Das und noch viel mehr erzählen ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des VEB Anker-Teigwaren im Rahmen einer kleinen Ausstellung und laden von 14-17Uhr bei Kaffee und Kuchen dazu ein, miteinander ins Gespräch zu kommen.
Die Zukunft der Nudelei
Feiern und Planen
23.08. & 24.08.2024
Eintritt frei | Äußere Bautzner Straße/Ecke Kirschallee
→ 23.08.2024 ab 17Uhr - Fabrikhoffest mit Grill und Garagenbar (Eintritt frei)
→ 24.08.2024 9:00 bis 16:30Uhr - Öffentliche Planungswerkstatt (Anmeldung bis zum 15.08.)
Gemeinsam mit vielen Menschen, Vereinen, Initiativen und Unternehmen aus Löbau wurde das Fabrikareal in den letzten Monaten wieder mit Leben gefüllt. Nun geht es in die nächste heiße Phase!
Alle Interessierten sind eingeladen, sich über den bisherigen Projektverlauf zu informieren und bei der Planungswerkstatt einzubringen. Alle bisher eingebrachten Ideen und Anregungen werden diskutiert – aber auch ganz neue Perspektiven sind herzlich willkommen! Die Ergebnisse aus der Werkstatt dienen als wichtige Grundlage für ein erstes Nutzungskonzept, das bis Ende dieses Jahres erarbeitet wird.
Die Fabrik
Die Anker-Teigwarenfabrik ist durch ihre zahlreichen Erweiterungen, Umbauten und Überformungen heute ein bedeutendes Industriedenkmal. Die modernen Umbauten der 1930er-Jahre werden vor allem vom Löbauer Bauunternehmer Walter Vetter und dem Architekten Hans Scharoun geprägt.
Im 19. Jahrhundert ist in Löbau vor allem die Textilindustrie auf dem Vormarsch. Teigwaren – neudeutsch Nudeln – werden hier weder produziert noch gegessen. Stattdessen kommen Kartoffeln auf den Tisch. Das ändert sich erst im Jahr 1874 mit dem Unternehmensgründer Woldemar Loeser, der unter dem Markennahmen „Anker“ anfängt, Nudeln in Löbau zu produzieren. Ab 1900 entstehen neue Produktionsgebäude an der Äußeren Bautzener Straße. Wilhelm Schminke kauft das Unternehmen 1904 und investiert in einen neuen Maschinenpark. Mit moderner Technik, verbesserter Qualität und geschicktem Marketing macht Wilhelm Schminke die „Anker“-Teigware zu einer bekannten deutschen Lebensmittelmarke und Nudeln zum Leibgericht auf deutschen Tellern.
1920 übernehmen die Söhne Fritz und Joachim Schminke die Firma des Vaters und modernisieren weiter. Wenige Jahre später hat der Betrieb über 100 Angestellte und unterhält in allen größeren Städten Mittel- und Ostdeutschlands Vertretungen und eigene Lager. Ab
1929 wird der Löbauer Bauunternehmer Walter Vetter mit umfassenden Umbaumaßnahmen auf dem Fabrikareal beauftragt. Der Architekt Hans Scharoun entwirft 1933 auf dem Nachbargrundstück das Wohnhaus für die inzwischen sechsköpfige Familie von Fritz und wird im Anschluss auch für weitere Umbaupläne an der Fabrik engagiert.
In den 1930er-Jahren wird die „Anker-Teigware“ durch gezieltes Marketing und innovatives Verpackungsdesign immer populärer. Als erste Lebensmittelfabrik verpackt man die Nudeln in Cellophan. Die einheitliche Gestaltung der Verpackungen und Werbemittel mit dem Anker-Logo und dem markanten blau-orangen Schriftzug gehört zur Verkaufsstrategie.
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs gerät Fritz Schminke in Kriegsgefangenschaft. 1946 folgt die Enteignung und die Nudelfabrik wird zum „VEB Anker-Teigwaren“, doch das etablierte Design bleibt gleich. Auch nach der Wiedervereinigung und Privatisierung ändert sich das Sortiment der Anker-Teigwaren-Fabrik GmbH kaum und man wirbt bis zur Schließung 1992 weiterhin in Blau-Orange und mit dem Anker im Logo.
Nachdem die Treuhand das Areal übernimmt und an privat verkauft, verschwinden die Nudelmaschinen und ein Lehrbauhof zur Ausbildung von Jugendlichen mietet sich ein.
Ab 2010 stehen die Gebäude leer, und 2018 erwirbt die Stadt Löbau das Areal im Rahmen einer Zwangsver-steigerung. In Zukunft soll die ehemalige „Nudelei“ wieder im engen Zusammenspiel mit dem benachbarten Haus Schminke gedacht werden.
Ausprobieren
Wie wäre es, wenn die ehemalige Anker-Teigwarenfabrik wieder fest zum Leben in Löbau dazu gehören würde? Ihr habt es ausprobiert: von April bis Ende Juni 2024 war die Nudelei eine bunte Testwiese und ihr wart mit dabei!
In den letzten Monaten drehte sich in der Nudelei alles ums Ausprobieren und Selbermachen. Man konnte in verschiedene Yoga- und Bewegungsangebote reinschnuppern, sich im Musizieren ausprobieren, Kunst genießen und selbst kreativ werden, erste Erfahrungen in der Video- und Podcast-Produktion sammeln, ganz viel Spielen und Bauen und sogar beim ersten Löbauer Radiosender - dem Nudelfunk - mitwirken. Die Angebote haben unterschiedliche Altersstufen bedient und waren offen für alle Interessierten. Danke an alle, die mitgewirkt und teilgenommen haben. Und natürlich tausend Dank an alle Kursleiter, Betreuuer und die kreativen Köpfe, die die Testwiese mit Inhalt gefüllt haben.